Kreativität fördern (Teil 2)

Kreativität fördern (Teil 2)

Persönlichkeit

Um divergentes Denken zu pflegen und verschiedene Lösungen zu akzeptieren, muss man mit Ungewissheiten umgehen zu können. Man muss bereit sein, Energie und Zeit zu investieren, die sich möglicherweise nicht auszahlen. Ebenso braucht es Selbstvertrauen, eigene (einzigartige) Ideen weiterzuverfolgen, auch wenn andere den Wert (noch) nicht sehen.

Motivation

Weil der Erfolg von kreativen Ideen oft ungewiss ist, braucht es ein hohes Mass an eigener (intrinsischer) Motivation. Oft ist diese mit viel Leidenschaft verbunden und konzentriert sich mehr auf das Tun als auf mögliche Gewinne.

Wenn sehr viel Druck erzeugt wird oder wenn sehr hohe Erwartungen vorhanden sind, leidet darunter oft die Kreativität.

Umfeld

Wer Risiken eingeht, braucht ein unterstützendes und grosszügiges Umfeld. Eltern und Lehrpersonen von kreativen Kindern zeichnen sich dadurch aus, dass sie diese ermutigen und es ihnen erlauben, auch unkonventionelle Ideen zu verfolgen. Dabei schaffen sie Voraussetzungen und Raum (räumlich sowie zeitlich) zum Ausprobieren.

Kreativität fördern (Teil 1)

Kreativität fördern (Teil 1)

Gemäss einer Theorie von Sternberg und Lubart haben kreative Menschen einige gemeinsame Eigenschaften, die von Eltern und Lehrpersonen gefördert werden können. 6 Förderbereiche sollen in diesem und dem nächsten Blogartikel aufgezeigt werden:

Denkweise

Kreativität gründet auf einer divergenten, offenen Denkweise. Diese steht teilweise im Widerspruch zum traditionellen, konvergenten Schuldenken, welches auf dem direktesten Weg auf die eine richtige Lösungen abzielt.

Intellektuelle Ressourcen

Kreativität ist nicht planloses Chaos, das rein zufällig zu Erfolgen führt. Kreativität braucht auch intellektuelle Fähigkeiten. Um kreativ zu sein, muss man neue Probleme finden oder alte Probleme auf eine neue Weise zu betrachten.

Ebenso beinhaltet Kreativität die Fähigkeit, eine Vielzahl von Ideen miteinander zu vergleichen und die beste auszuwählen.

Schliesslich geht es auch um die Kompetenz, andere vom Wert einer neuen Lösungsidee zu überzeugen und diese gemeinsam umzusetzen.

Wissen

Kreativität baut auf Wissen. Howard Gruber sagte, Erleuchtung kommt zu einem vorbereiteten Hirn. Man kann nur erkennen, was man (zumindest ansatzweise) versteht. Dafür braucht es ein fundiertes Grundwissen.

Kreative Intelligenz

Kreative Intelligenz

Kreativität ist die Fähigkeit, neue und nützliche Ideen zu generieren, die von anderen gleichermassen als wertvoll und nützlich beurteilt werden.

Es lässt sich also nicht jedes Verhalten oder jedes Produkt beliebig mit das ist eben kreativ entschuldigen oder begründen.

Kreativität beruht auf divergentem Denken.

Dieses will möglichst viele Lösungsideen generieren und akzeptiert Ambiguität (Mehrdeutigkeit) und Unbestimmtheit als Teil der Wahrheit. Kreativität braucht deshalb auch Zeit.

Damit steht es im Gegensatz zum traditionellen, konvergenten Schuldenken, welches darauf abzielte, möglichst schnell die eine richtige Lösung oder Schlussfolgerung zu finden.

Kreativität ist mehr durch das förderliche Umfeld als durch angeborenes Talent erklärbar, auch wenn eine gewisse Abhängigkeit zum traditionellen IQ besteht.

Eltern und Lehrpersonen kreativer Kinder haben gemeinsam, dass sie Neugier fördern und Freiheiten ermöglichen, um individuelle Interessen zu verfolgen. Dabei akzeptieren sie, dass kreative Menschen manchmal auch ein wenig unorthodox oder rebellisch denken und wirken.

Was sagt eigentlich der IQ aus?

Was sagt eigentlich der IQ aus?

Intelligenztests sind prinzipiell eine Form des Beurteilens.

Intelligenztest sind normenbasierte Tests. Darunter versteht man Tests, welche sich auf repräsentative (gesammelte) Werte von gleichaltrigen Versuchspersonen aus verschiedenen sozialen und ethnischen Hintergründen beziehen.

Häufig richten sie sich nach einer Skala mit einem Mittelwert von100 Punkten. Wer also in einem genormten Intelligenztest 100 Punkte erreicht, entspricht damit genau der durchschnittlichen Intelligenz der Bevölkerung.

In diesem Falle ist die Hälfte der Bevölkerung weniger intelligent und die Hälfte der Bevölkerung intelligenter als die Person, welche diese 100 Punkte erreicht hat.

Mit einer Standardabweichung von 15 Punkten liegen ungefähr 68 % der Bevölkerung zwischen 85 und 115 Punkten. Ungefähr 95 % der Bevölkerung liegen innerhalb von 2 Standardabweichungen zwischen 70 und 130 Punkten.

Was in einem Intelligenztest gemessen wird, hat oft einen hohen Zusammenhang mit dem Schulerfolg. Die ersten Intelligenztests wurden auch mit diesem Hintergrund entwickelt.

Hingegen haben Intelligenztests keinen unbedingten Zusammenhang mit dem späteren beruflichen Erfolg oder gar mit der Lebenszufriedenheit.

Ausgesprochen gut erinnern

Ausgesprochen gut erinnern

In der Reggio-Pädagogik geht man davon aus, dass Kinder über ein reiches Potenzial von Ausdrucksmitteln verfügen.

Sie benutzen dazu Hände (beim Gestikulieren, Malen, Bauen…), Gesten (beim Spielen, Lieben, Streiten…), ihren Körper (beim Mitteilen von Gefühlen, Befindlichkeiten…) ihre Phantasie und auch die Sprache mit Symbolen und Wörtern.

Aus psychologischer Sicht ist unter anderem das autobiographische Gedächtnis beim frühen Lernen sehr entscheidend. Dabei erinnern sich Kinder an Erlebnisse und Erfahrungen, welche sie häufig in Scripts einordnen (z.B. Raster eines für sie typischen Familientages, Schultages, Ausflugs in den Zoo…).

Vor allem jüngeren Kindern fällt es jedoch schwierig, Erlebnisse aus dem freien Abruf wiederzugeben. Sie sind darauf angewiesen, über Hinweise von Bezugspersonen Erlebnisse aus dem Gedächtnis «wiederzuentdecken».

Indem Bezugspersonen (Lehrpersonen, Eltern…) mit den Kindern über die Erlebnisse sprechen und Fragen stellen (vor allem w-Fragen – wer, wo, was, wie, warum…), verfeinern sie das Erinnerungsvermögen der Kinder, helfen mit, Abläufe von Ereignissen zu ordnen und verleihen den Erlebnissen eine persönliche Bedeutung.

Rolle der Gespräche beim Lernen

Rolle der Gespräche beim Lernen

In der soziokulturellen Theorie von Lev Vygotsky spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle.

Die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten der Kinder findet zu einem bedeutsamen Teil in der Kooperation (geführte Teilnahme an Lernsituationen) und in Interaktionen und Gesprächen statt.

Einerseits erfolgen die Gespräche zwischen den Lernenden und ihren Bezugspersonen (social speech), welche in einem Gebiet über fortgeschrittene Fähigkeiten verfügen.

In der Zone der nächstmöglichen Entwicklung (zone of proximal development) hilft eine Lehrperson oder Lernpartner bei einem Entwicklungsschritt, den ein Lernender (noch) nicht selbständig bewältigen kann. In der Folge wird die Hilfestellung individuell an die Bedürfnisse angepasst, was man als Scaffolding bezeichnet.

Wenn Kinder schwierigen Herausforderungen begegnen, verfallen sie andererseits manchmal in Selbstgespräche (private speech). Diese helfen den Lernenden, Lösungsstrategien zu entwickeln und das eigene Verhalten zu steuern.

Mit zunehmendem Alter reduzieren sich diese Selbstgespräche auf einzelne Wörter und werden schliesslich ganz stumm, wobei sie als innerer Dialog weiterhin wirken (inner speech).

Vygotsky bezeichnet dies als geistige Selbstführung (cognitive self-guidance system).

Lernen ist…

Lernen ist…

Lernen ist ein Zusammenspiel von Nachahmen, Bestärken und Korrigieren.

Beim Beobachtungslernen werden Rollenmodelle nachgeahmt. Dies geschieht unabhängig von verstärkenden Reaktionen des Modells (also unkommentiert).

Voraussetzung für das Beobachtungslernen ist, dass die physischen, motorischen und kognitiven Voraussetzungen vorhanden sind, dass das Verhalten nachgemacht werden kann. Zudem muss das gezeigte Verhalten (Rollenmodell) mental verstanden (entcodiert) werden.

Als Lehrperson ist es wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, ein Rollenvorbild zu sein. Dies erfolgt oft unbewusst und implizit.

Bestärken ist insbesondere in der Lernform des Operanten Konditionierens bedeutsam. Beim Operanten Konditionieren entscheidet die Konsequenz, die auf ein Verhalten folgt (positiv oder negativ), ob das Verhalten in Zukunft weiterhin, häufiger, seltener oder schliesslich gar nicht mehr gezeigt wird.

In dieser Form kann die Lehrperson explizit und bewusst Einfluss auf das Verhalten der Lernenden nehmen.

Beim Korrigieren schliesslich ist es entscheidend, dies auf einer Ebene zu tun, welche von den Lernenden auch verstanden werden kann. Gewisse Korrekturen können anfänglich verwirrend sein und damit den Lernprozess behindern.

Die Kunst ist, Korrekturen so individuell anzubringen, dass alle Lernenden unter Berücksichtigung ihres Entwicklungsstandes davon profitieren können.

Was heisst „Lernen“?

Was heisst „Lernen“?

Lernen ist die nachhaltige Veränderung der persönlichen Wahrnehmung, Handlung oder Handlungsmöglichkeiten sowie des persönlichen Denkens.

Am Ende des Lernens (oder beim Erreichen von Meilensteinen des Lernens) stehen damit die Fragen:

  • Was (Wahrnehmung, Handlungsweise, Denken) hat sich verändert?
  • Ist diese Veränderung nachhaltig?

Lernen basiert auf Erfahrung und ist damit stets persönlich. Niemand kann stellvertretend für jemand anderen lernen. Lernen muss persönlich berühren.

Dies bedingt individuelle Aktivität. Die Lernenden müssen persönlich Wahrnehmen, in ihrem persönlichen Handeln und Denken das Gewohnte und damit die persönliche Komfortzone verlassen.

Lernen ist ein Tanz zwischen der Komfortzone (wo sich Veränderung verdichtet und mit Vorhandenem verknüpft) und der Lernzone (wo Veränderung angestossen wird).

Lehren heisst, diese Veränderung des Wahrnehmens, des Handelns und des Denkens anzuregen, zu begleiten und die Fremd-Perspektive in den Prozess einzubringen.

Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun sagt, dass die Wahrheit immer zu zweit beginnt. In diesem Sinne hielt auch Johann Heinrich Pestalozzi fest, dass keiner alleine die ganze Wahrheit besitzt.

(Persönliche) Entwicklung kann nur im Dialog erfolgen.

Vom Wert, das „Richtige zu tun“

Vom Wert, das „Richtige zu tun“

Unser Selbst (unsere Identität) definiert sich unter anderem dadurch, welche Werte uns wichtig sind und wie wir uns im Alltag verhalten – wie wir handeln.

Jedes Mal, wenn unser Handeln mit unseren Werten übereinstimmt, stärken wir das Vertrauen in uns selbst.

Gleichbleibende Verhaltensmuster machen uns glaubwürdig – auch für uns selbst.

Wir wachsen mit jedem Mal, wenn wir das Gefühl haben, das Richtige zu tun.

Wenn wir uns hingegen verbiegen, uns selbst etwas vormachen oder unsere eigenen Vorsätze nicht einhalten, lernen wir dabei, uns selbst zu misstrauen.

Voraussetzung für die Übereinstimmung unserer Werte und unseres Handelns ist, dass wir…

  • unsere Werte kennen (die bewussten und die unbewussten)
  • das Warum unserer Werte und unserer Handlungen kennen
  • über ausreichende Fähigkeiten der Selbststeuerung verfügen, unsere Vorhaben umzusetzen

Selbstvertrauen durch Fremdvertrauen

Selbstvertrauen durch Fremdvertrauen

Selbstvertrauen kommt zuerst von anderen, sagt der französische Philosoph und Schriftsteller Charles Pépin.

Wir kommen unfertig zur Welt und sind zu Beginn unseres Lebens gänzlich von unseren Mitmenschen und insbesondere von unseren Eltern abhängig.

Erziehung und Bildung bedeutet deshalb auch, von anderen ermutigt zu werden, Dinge selber zu schaffen. Nur dadurch, dass andere uns entsprechend unserer Fähigkeiten Verantwortung übergeben und uns damit Vertrauen schenken, gelingt es uns, selbst Vertrauen in uns zu fassen.

Erziehung (und Bildung) ist dann gelungen, wenn Schülerinnen und Schüler ihre Lehrpersonen nicht mehr brauchen und wenn sie genügend (Selbst)Vertrauen haben, schwierig Momente auszuhalten.

Selbstvertrauen fördern wir, indem wir…

  • anleiten
  • Verantwortung bewusst übergeben
  • ermutigen
  • loben