Advocatus Diaboli

Advocatus Diaboli

Die Forschung zeigt, dass das menschliche Denken und Entscheiden vielen Verzerrungen unterliegt.

Beispielsweise gewichten wir jene Fakten als wichtiger, welche gerade verfügbar sind (uns in den Sinn kommen). Man bezeichnet dies als Verfügbarkeitsheuristik.

Grundwahrscheinlichkeiten schätzen wir regelmässig falsch ein und richten unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf besonders herausstechende Merkmale – unter anderem bekannt als base-rate fallacy.

Überdies suchen wir lieber nach Hinweisen dafür, welche unsere Meinungen verstärken, als nach solchen, welche diese widerlegen, was unter dem Begriff confirmation bias zusammengefasst wird.

Nehmen wir für einmal ein Beispiel, das nichts mit der Schule zu tun hat: Urlaubsplanung.

Auf den bekannten Suchportalen sind die meisten Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten mit Sternen bewertet.

Was machen wir nun, wenn wir eine Unterkunft gefunden haben, die uns vielversprechend erscheint und die wir gerne buchen möchten?

Sinnvoller Reise schlüpfen wir in die Rolle des Anwalts des Teufels (Advocatus Diaboli) und suchen bewusst nach Hinweisen, welche unsere (anstehende) Wahl widerlegen würden.

 Was könnte uns bei unserem ersten Eindruck entgangen sein? Was haben andere Gäste als „nicht zufriedenstellend“ wahrgenommen? Ist dies für mich und meine Bewertung der Situation auch relevant oder könnte ich damit leben?

Dadurch, dass wir unseren ersten Eindruck bewusst zu widerlegen versuchen, gewinnt dieser an Wert, wenn uns dies dennoch nicht gelingt.

Sind wir dies jedoch auch bereit, wenn es um unsere eigenen Bewertungen, um unseren Unterricht oder unser tägliches Handeln geht? Erlauben wir möglicherweise gar unseren Schülerinnen und Schülern, die Rolle des Advocatus Diaboli zu übernehmen?

Fortschritte mit Stolz betrachten

Fortschritte mit Stolz betrachten

Stolz empfindet man, wenn man eine Aufgabe gemeistert hat. Woher jedoch dieser Stolz genährt wird und welche Rolle dabei anderen zukommt, verändert sich im Verlaufe der Entwicklung.

Deborah Stipek und ihr Forscherteam definierten 3 Phasen, wie Kinder ihre Erfolge und ihre Fortschritte einordnen und dabei (unter anderem) Stolz entwickeln.

Freude über die gemeisterte Herausforderung

Ungefähr bis zum Altern von 2 Jahren zeigen sich die meisten Kinder sichtlich erfreut über erfolgreich bewältigte Aufgaben und lächeln, wenn ihnen etwas gelungen ist.

In der Regel versuchen sie jedoch nicht in besonderem Masse, damit die Aufmerksamkeit von jemandem zu erregen. Sie messen sich auch nicht an vergleichbaren Leistungen und können ihr Handeln nur bedingt einordnen.

Suche nach Anerkennung

In der nächsten Phase suchen die Kinder bewusst nach Anerkennung, wenn ihnen etwas besonders gut gelungen ist. Dazu gehören offensichtliche Jubel-Gesten oder Aussagen wie «Ich habe es geschafft».

Kinder haben bis zu dieser Phase gelernt, dass sie für Erfolge Lob erwarten dürfen. Diese Bestätigung hilft ihnen beim Einordnen ihres Handelns im sozialen Kontext.

Orientierung an Standards

Ungefähr im Alter von 3 Jahren beginnen viele Kinder damit, Erfolge und Misserfolge selbst abzuschätzen und einzuordnen.

Sie haben sich ein Gefühl für vergleichbare Leistungen angeeignet und sind in der Bestätigung nicht mehr zwingend auf andere angewiesen, auch wenn Bestätigung weiterhin sehr stark zur gezielten Entwicklung beiträgt.

Diese neu erworbene Selbsteinschätzung ist die Grundlage für echten Stolz – aber auch für Scham im Falle eines Misserfolges.