Advocatus Diaboli

Advocatus Diaboli

Die Forschung zeigt, dass das menschliche Denken und Entscheiden vielen Verzerrungen unterliegt.

Beispielsweise gewichten wir jene Fakten als wichtiger, welche gerade verfügbar sind (uns in den Sinn kommen). Man bezeichnet dies als Verfügbarkeitsheuristik.

Grundwahrscheinlichkeiten schätzen wir regelmässig falsch ein und richten unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf besonders herausstechende Merkmale – unter anderem bekannt als base-rate fallacy.

Überdies suchen wir lieber nach Hinweisen dafür, welche unsere Meinungen verstärken, als nach solchen, welche diese widerlegen, was unter dem Begriff confirmation bias zusammengefasst wird.

Nehmen wir für einmal ein Beispiel, das nichts mit der Schule zu tun hat: Urlaubsplanung.

Auf den bekannten Suchportalen sind die meisten Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten mit Sternen bewertet.

Was machen wir nun, wenn wir eine Unterkunft gefunden haben, die uns vielversprechend erscheint und die wir gerne buchen möchten?

Sinnvoller Reise schlüpfen wir in die Rolle des Anwalts des Teufels (Advocatus Diaboli) und suchen bewusst nach Hinweisen, welche unsere (anstehende) Wahl widerlegen würden.

 Was könnte uns bei unserem ersten Eindruck entgangen sein? Was haben andere Gäste als „nicht zufriedenstellend“ wahrgenommen? Ist dies für mich und meine Bewertung der Situation auch relevant oder könnte ich damit leben?

Dadurch, dass wir unseren ersten Eindruck bewusst zu widerlegen versuchen, gewinnt dieser an Wert, wenn uns dies dennoch nicht gelingt.

Sind wir dies jedoch auch bereit, wenn es um unsere eigenen Bewertungen, um unseren Unterricht oder unser tägliches Handeln geht? Erlauben wir möglicherweise gar unseren Schülerinnen und Schülern, die Rolle des Advocatus Diaboli zu übernehmen?

Kritisches Denken ist vielfältiges Denken

Kritisches Denken ist vielfältiges Denken

Eine der meistgeforderten Fähigkeiten in der Bildung ist jene, dass Schülerinnen und Schüler lernen, kritisch zu denken.

Diese Forderungen gehen einerseits darauf zurück, dass mit den digitalen Medien Informationsquellen immer umfangreicher und teilweise auch manipulierbar sind (werden). Andererseits bietet die Vielfalt der Medien heutzutage fast jedem die Möglichkeit zu publizieren, ohne dass die Inhalte zuvor kritisch geprüft werden.

Für die Prüfung eines Inhalts ist also jede und jeder selbst verantwortlich.  

Viele hätten die Welt gerne so einfach und verständlich wie möglich. Dinge sind entweder gut oder schlecht, Ansichten entweder richtig oder falsch.

Die meisten Themen und Probleme dieser Welt sind jedoch zu komplex für ein Schwarz-Weiss-Denken.

Kritisches Denken beginnt deshalb damit, sich bewusst zu sein, dass nicht nur verschiedene Personen, sondern auch jeder Mensch selbst zu einem Thema…

  • nur positive,
  • nur negative,
  • positive und negative (ambivalente),
  • gar keine klaren (indifferente)

…Gefühle und Meinungen haben kann.

Das tönt banal, ist es aber oft nicht, wenn man im Alltag merkt, dass man nicht einfach hierfür oder dafür einstehen kann.

Kreativität fördern (Teil 2)

Kreativität fördern (Teil 2)

Persönlichkeit

Um divergentes Denken zu pflegen und verschiedene Lösungen zu akzeptieren, muss man mit Ungewissheiten umgehen zu können. Man muss bereit sein, Energie und Zeit zu investieren, die sich möglicherweise nicht auszahlen. Ebenso braucht es Selbstvertrauen, eigene (einzigartige) Ideen weiterzuverfolgen, auch wenn andere den Wert (noch) nicht sehen.

Motivation

Weil der Erfolg von kreativen Ideen oft ungewiss ist, braucht es ein hohes Mass an eigener (intrinsischer) Motivation. Oft ist diese mit viel Leidenschaft verbunden und konzentriert sich mehr auf das Tun als auf mögliche Gewinne.

Wenn sehr viel Druck erzeugt wird oder wenn sehr hohe Erwartungen vorhanden sind, leidet darunter oft die Kreativität.

Umfeld

Wer Risiken eingeht, braucht ein unterstützendes und grosszügiges Umfeld. Eltern und Lehrpersonen von kreativen Kindern zeichnen sich dadurch aus, dass sie diese ermutigen und es ihnen erlauben, auch unkonventionelle Ideen zu verfolgen. Dabei schaffen sie Voraussetzungen und Raum (räumlich sowie zeitlich) zum Ausprobieren.