Advocatus Diaboli

Advocatus Diaboli

Die Forschung zeigt, dass das menschliche Denken und Entscheiden vielen Verzerrungen unterliegt.

Beispielsweise gewichten wir jene Fakten als wichtiger, welche gerade verfügbar sind (uns in den Sinn kommen). Man bezeichnet dies als Verfügbarkeitsheuristik.

Grundwahrscheinlichkeiten schätzen wir regelmässig falsch ein und richten unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf besonders herausstechende Merkmale – unter anderem bekannt als base-rate fallacy.

Überdies suchen wir lieber nach Hinweisen dafür, welche unsere Meinungen verstärken, als nach solchen, welche diese widerlegen, was unter dem Begriff confirmation bias zusammengefasst wird.

Nehmen wir für einmal ein Beispiel, das nichts mit der Schule zu tun hat: Urlaubsplanung.

Auf den bekannten Suchportalen sind die meisten Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten mit Sternen bewertet.

Was machen wir nun, wenn wir eine Unterkunft gefunden haben, die uns vielversprechend erscheint und die wir gerne buchen möchten?

Sinnvoller Reise schlüpfen wir in die Rolle des Anwalts des Teufels (Advocatus Diaboli) und suchen bewusst nach Hinweisen, welche unsere (anstehende) Wahl widerlegen würden.

 Was könnte uns bei unserem ersten Eindruck entgangen sein? Was haben andere Gäste als „nicht zufriedenstellend“ wahrgenommen? Ist dies für mich und meine Bewertung der Situation auch relevant oder könnte ich damit leben?

Dadurch, dass wir unseren ersten Eindruck bewusst zu widerlegen versuchen, gewinnt dieser an Wert, wenn uns dies dennoch nicht gelingt.

Sind wir dies jedoch auch bereit, wenn es um unsere eigenen Bewertungen, um unseren Unterricht oder unser tägliches Handeln geht? Erlauben wir möglicherweise gar unseren Schülerinnen und Schülern, die Rolle des Advocatus Diaboli zu übernehmen?

Vom Wert, das „Richtige zu tun“

Vom Wert, das „Richtige zu tun“

Unser Selbst (unsere Identität) definiert sich unter anderem dadurch, welche Werte uns wichtig sind und wie wir uns im Alltag verhalten – wie wir handeln.

Jedes Mal, wenn unser Handeln mit unseren Werten übereinstimmt, stärken wir das Vertrauen in uns selbst.

Gleichbleibende Verhaltensmuster machen uns glaubwürdig – auch für uns selbst.

Wir wachsen mit jedem Mal, wenn wir das Gefühl haben, das Richtige zu tun.

Wenn wir uns hingegen verbiegen, uns selbst etwas vormachen oder unsere eigenen Vorsätze nicht einhalten, lernen wir dabei, uns selbst zu misstrauen.

Voraussetzung für die Übereinstimmung unserer Werte und unseres Handelns ist, dass wir…

  • unsere Werte kennen (die bewussten und die unbewussten)
  • das Warum unserer Werte und unserer Handlungen kennen
  • über ausreichende Fähigkeiten der Selbststeuerung verfügen, unsere Vorhaben umzusetzen